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INDEPENDENT DAYS Tag 2: Filme für Groß und Klein

Markus Nieden überreicht Festivalleiter Oliver Langewitz ein Gemälde, das er während des Angriffskriegs in der Ukraine gemalt hat.
Markus Nieden überreicht Festivalleiter Oliver Langewitz ein Gemälde, das er während des Angriffskriegs in der Ukraine gemalt hat.

Der zweite Tag des INDEPENDENT DAYS-Filmfestivals könnte nicht kontrastreicher sein. Während am Vormittag aufgrund des schweren Themas des brutalen russischen Angriffskriegs auf die Ukraine eine bedrückende Stimmung im Kinosaal herrscht, denn zeigt das Filmfestival im Kurzfilm-Programm "Fighting for Freedom" Filme ukrainischer Filmemacher*innen, ist am Nachmittag stattdessen am gleichen Ort bei "Shorts for Kids" Kindergeflüster, Gelächter und Popcorngeraschel zu hören. Doch fangen wir von vorne an.

Ein Blog-Artikel von Ann-Sophie Linnartz

Kurz bevor die ersten Kurzfilme aufgeführt werden, ist es noch recht still in der Schauburg. Markus Nieden, Regisseur des Films "ESCAPE! – Flucht als kreative Herausforderung", ist schon sehr auf die Weltpremiere seines Dokumentarfilms gespannt und er hofft auf einen regen Publikumszuspruch. Dabei ist gerade die erste Kurzfilmreihe von besonderer aktueller Relevanz.

Zwischen Gänsehautmomenten und Kindergelächter

Mit dem Kurzfilm-Block "Fighting for Freedom" wird der Festivaltag also eingeleitet. Das Thema: Der Krieg in der Ukraine. Fünf Filmemacherinnnen und Filmemacher zeigen die Schicksale ihrer Protagonistinnen und Protagonisten auf berührende und schockierende Art zugleich. Und auch die Filmschaffenden selbst haben eine eigene Fluchterfahrung. Ihre Produktionsfirmen zum Teil zerbombt, Teammitglieder, Kameraleute und Editoren getötet. Und gleich mehrmals schaffen es die Filme, Gänsehautmomente auszulösen.

 

Nach den Filmen aus und über den Krieg in der Ukraine können sich die Zuschauerinnen und Zuschauer untereinander sowie mit den Filmemachern vor Ort über die Filme austauschen. An einem der Tische stehen drei junge Frauen. Sie sind in ein Gespräch vertieft. Worüber sie sich unterhalten, ist nicht zu verstehen, denn sie kommen aus der Ukraine. Auf Englisch können wir uns aber dann doch unterhalten. Im Gespräch mit ihnen sieht man, wie nah ihnen die Filme gehen. Der Film "Uprooted" hat eine der Frauen besonders berührt: "I was in tears. My heart was beating". Der Film stellt auf schockierende und eindrucksvolle Weise den Schockmoment dar, als die Ukraine von Russland angegriffen wird. Ohne Worte werden die Emotionen einzelner Menschen in der Ukraine eingefangen.

 

Als nächstes stehen die "Shorts for Kids" an. Doch nur weil die Filme sich unter anderem ein jüngeres Publikum richten, bedeutet das nicht, dass die Themen weniger gesellschaftskritisch und relevant sind. Der Film "To meet Esther" von Anna Eret erzählt die Geschichte einer jüdischen Familie, die ihre jüdische Identität aus Angst geheimhält. Doch die Tochter erzählt in der Schule stolz von ihren jüdischen Wurzeln. Von der jungen Tochter inspiriert, schöpft eine Journalistin schließlich Mut, ihre eigene Geschichte, ihr Jüdischsein zu teilen. Kaum ist der Film vorbei, ertönen – wie zuvor bereits auch – Rufe aus dem Publikum, ob noch ein weiterer Film käme.

 

Den Schluss der "Shorts for Kids" macht die Komödie "Mach's Licht aus!", ein Film über einen schwäbischen Abiturienten, der seine Freundin zum ersten Mal mit nach Hause bringt. Das Problem: Seine Eltern sollen nichts davon mitbekommen. Ein Film, der einen oft zum Schmunzeln bringt – alleine schon wegen des schwäbischen Dialekts.

 

Live im Web-TV: Tuulia Soinien und Dave Lojek

Angst vor Kreide und Kalk. Damit setzt sich Regisseur Dave Lojek in seinem Film "Calxophobia" auseinander. Innerhalb kürzester Zeit, manchmal in nur wenigen Tagen, produziert er seine Filme, frei nach dem Motto "Quantität statt Qualität". Jetzt stellt sich die Frage: Wie ist sein diesjähriger Film? Ich bin schon gespannt. Für alle, deren Neugierde jetzt auch geweckt wurde heißt es: kommt am Sonntag in die Schauburg und seht selbst.

Für Dave ist es das 18. Mal, dass einer seiner Filme bei den INDEPENDENT DAYS am Sonntag um 19 Uhr beim Short Shortfilm Award aufgeführt wird.

Regisseurin Tuulia Soininen im Interview bei INDEPENDENT DAYS-TV.
Regisseurin Tuulia Soininen im Interview bei INDEPENDENT DAYS-TV.

Die junge Regisseurin Tuulia Soininen ist hingegen diese Jahr zum ersten Mal dabei. Ihr feministischer Film "To Be Touched" ist ein experimenteller Tanzfilm. Sie drückt ihre Botschaften nicht durch Worte, sondern durch Tanz aus. Ein weiteres Projekt ist bereits in Planung. Wir können gespannt sein, welche Filme wir in Zukunft noch von ihr sehen werden. Die beiden Interviews sind in voller Länge auf dem YouTube-Kanal des Filmboard Karlsruhe zum Streaming abrufbar.

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