Nach einem aufregenden Tag ist auch der vierte Tag der INDEPENDENT DAYS|22. Internationale Filmfestspiele zu Ende gegangen – geprägt von einem Preisenregen bei der AWARD GALA, aber auch durch den wohl wichtigsten Filmpreis der Welt, den Oscar. Zwei Exemplare spielen eine große Rolle beim Vortrag des Special FX-Spezialisten Gerd Nefzer in der Badischen Landesbibliothek bei vollem Saal. Während der zweifache Oscar-Gewinner seine beiden Oscars natürlich wieder selbst mit nach Hause nimmt, können die Filmemacherinnen und Filmemacher, deren Filme auf den INDEPENDENT DAYS laufen am Abend selbst einen Preis gewinnen. Insgesamt 14 Awards im Wert von 23.000 Euro sind ausgelobt. Besonders begehrt: der mit 2.500 Euro dotierte Filmpreis der Kulturstiftung der Sparkasse Karlsruhe, der im Rahmen des Publikumspreises den besten Kurzfilm krönt.
Ein Blog-Artikel von Ann-Sophie Linnartz
Auch heute sind die INDEPENDENT DAYS|22. Internationale Filmfestspiele Karlsruhe in vollem Gange. Da scheint es doch ironisch, dass ein Film über ein Filmfestival auf einem Filmfestival aufgeführt wird. Der Film "Schlussklappe" von Niclas Mehne ist eine Mediensatire und nimmt seine Zuschauerinnen und Zuschauer mit hinter die Kulissen eines Filmfestivals. Alle, die bisher noch nicht die Gelegenheit hatten, sich den Film in der SCHAUBURG gestern anzuschauen, können jedoch hoffen: Mit ein bisschen Glück, können wir den großartigen Film von Niclas Mehne bereits nächstes Jahr in einigen Kinos sehen, Gespräche mit zwei Verleihern sind am Laufen. Ich drücke ihm die Daumen, denn handelt es sich um einen wunderbaren Indie-Streifen. Wer jetzt neugierig geworden ist und mehr über den Film erfahren möchte, kann sich das Interview mit dem Regisseur bei INDEPENDENT DAYS-TV auf dem YouTube-Kanal des Filmboard Karlsruhe anschauen.
Oscar-Gewinner Gerd Nefzer erzählt von seinem Leben als Spezialeffekt-Experte
Gerd Nefzer, zweifacher Oscar-Preisträger und das Genie hinter zahlreichen Spezialeffekten großer Hollywood-Blockbuster, ist heute vor Ort in der Badischen Landesbibliothek. Dieses Ereignis hat zahlreiche Filmbegeistere angelockt. Der Vortragssaal ist voll, selbst auf den Stufen hinten im Eingangsbereich sitzen Menschen, die gebannt dem sympathischen Schwaben lauschen. Mit den Worten "Ich bin Gerd Nefzer und meinen Lebensunterhalt verdiene ich mit Bumsen und Knallen" begrüßt der zweifache Oscar-Gewinner sein Publikum. Und mit spektakulären Effekten und Explosionen geht es dann auch gleich los und wir tauchen mit ihm ein in die abenteurlicher Welt der Spezialeffekte.
Bevor der gebürtige Baden-Württemberger aus Schwäbisch Hall zum Film gekommen ist, hat er eine Lehre in der Landwirtschaft gemacht und studierte Agrartechnik. Doch nun arbeitet er seit fast 35 Jahren in der Filmbranche und kümmert sich um die Spezialeffekte – zum Glück kann man sagen. Filme wie "Dune", "Inglorious Bastards" oder "Blade Runner 2049" wären ohne ihn undenkbar. Aber auch seine bewegende Biografie, sein Weg in die Filmindustrie lässt er nicht aus in seinem sehr persönlichen Vortrag.
Wie gebannt schaut das Publikum auf die Leinwand, auf der Gerd Nefzer Ausschnitte aus seinem Berufsleben als Spezialeffekt-Experte und Behind the Scenes aus verschiedenen Produktionen zeigt. Es ist kaum zu glauben, wie viel Arbeit und Geld in einer Szene steckt, die nur wenige Minuten dauert. Ganze Autos und Landschaften bauen Gerd Nefzer und sein Team innerhalb kürzester Zeit. Es ist beeindruckend, welchen Aufwand Gerd Nefzer betreibt, um die Filmregisseure und Zuschauenden in eine perfekte Illusion eintauchen zu lassen. Man kann sich kaum vorstellen, was für ein psychischer Druck auf ihm lastet, worüber er sehr offen und ehrlich spricht. Denn ungefährlich ist seine Arbeit definitiv nicht und er trägt dabei große Verantwortung für sein Team, aber natürlich auch für die Schauspielerinnen und Schauspieler, die zu seinen Effekten direkten Kontakt haben.
Zum Schluss holt Gerd Nefzer stolz seine beiden Oscars heraus. Dazu zeigt er ein Video von dem Moment der Oscar-Preisverleihung. Besonders ergreifend ist, als nicht nur das Publikum bei der Oscar-Preisverleihung zu applaudieren beginnt. Auch die BLB wird vom Applaus der Zuschauenden vor Ort erfüllt. Ein tolles Ereignis für alle Filmbegeisterte, voller Anekdoten, Filmbeispiele und Einblicke hinter die Kamera.
Die große Filmpreisverleihung
Der heutige Abend zeichnet sich durch eine feierliche Stimmung aus. Der letzte Kurzfilm-Block steht an, in dem die Finalisten des Publikumswettbewerbs gezeigt werden. Der Kinosaal ist bis zum letzten Platz gefüllt. Eine Achterbahn der Gefühle erwartet das Publikum. Erst wird gelacht, dann wird eine Träne weggewischt und im nächsten Moment zuckt man vor Schreck zusammen. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Die Entscheidung, welcher von den sechs Filmen der beste ist, ist keine leichte. "Es war eine sehr schwierige Entscheidung", erzählt eine Zuschauerin.
Dann ist es soweit: Die große AWARD GALA beginnt. In diesem Jahr werden 14 Filmpreise in Höhe von 23.000 Euro verliehen. Unter ihnen ist der stark umkämpfte Filmpreis der Kulturstiftung der Sparkasse Karslruhe, der mit einem Preisgeld von 2.500 Euro den Gewinner oder die Gewinnerin des Publikumswettbewerbs ehrt. Die Aufregung aber auch Vorfreude ist spürbar.
Die sehr lebendige und kurzfweilige, zweieinhalbstündige AWARD GALA, charmant moderiert von Nadine Knobloch und Rolf Oepen begeistert das Publikum. Die vielen nervösen Filmschaffenden im Saal, die nominiert sind, lassen diesen zusätzlich knistern.
And the Winner Are ...
... Vor allem eins: Stolz! Die Gewinnerinnen und Gewinner kommen aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus. Besonders die beiden Best Actors Awards, Claudia Kaatzsch und Andreas Berg, sind ganz überwältigt. So vielfältig wie das Programm, sind auch die Gewinnerinnen und Gewinner der diesjährigen INDEPENDENT DAYS|22. Internationale Filmfestspiee. "International ist hier wirklich groß geschrieben" betont Lars Smekal, Regisseur des Films "Herr Hermann Mann" und Gewinner des Best Short Short Film Award, bei seiner Dankesrede.
Der erste Preis geht an diesem Abend an Andreas Dahn, Regisseur des Films "Blaustrumpf". Kaum ist der Sieger bekannt, ist große Freude aus dem Publikum zu hören. In ihrer Dankesrede erzählt die Schauspielerin Katherina Ingwersen von ihrer Urgroßmutter, die die Inspiration für diesen Film ist. Die Freude ist ihr sichtlich ins Gesicht geschrieben.
Besonders berührend ist die Videobotschaft von Maria Khalpakhchi. Die ukrainische Filmemacherin und Regisseurin des Films "Batik's Room" kann den Preis leider nicht persönlich entgegennehmen. Die Filmemacherin erzählt in ihrem Film die Geschichte eines Jungen und seinen beiden Freundinnen im umkämpften Donbas.
Allen Preisträgerinnen und Preisträgern herzlichen Glückwunsch!
- Underground Award: Blaustrumpf, Andreas Dahn
- Best Music Composer Award: Eric Wehner, How To Cut A Long Story Short
- Best Short Short Film Award: Herr Herrmann Mann, Lars Smekal
- Newbie Award: Anton Algrang, Die Macht der Entscheidung
- Female Award: We are the Prototypes, Ayesha Adamo
- Indie Award: Ring Wandering, Masakazu Kaneko
- Best Actress Award der Vollack Gruppe: Claudia Kaatzsch, Glitchig
- Best Actor Award der Vollack Gruppe: Andreas Berg, Schlussklappe
- ERGOCINEMA Drehbuchpreis - Kritikeraward: Andreas Dahn: Der Zauberlehrling
- ERGOCINEMA Drehbuchpreis - Publikumsaward: David Vodan: Die Gottesgleichung
- Filmpreis der Stadt Karlsruhe: Digital Investigations, Jonathan B. Behr
- Filmpreis der Kulturstiftung der Sparkasse Karlsruhe: Batik´s Room, Maria Khalpakhchi
- Best Medium Length Film: Sainte Baume, Laetitia Spigarelli
- Best Trash Film: How To Properly Kill Dead Animals, Micha Muhl
- Unesco City Of Media Arts Award: Eyes and Horns, Chaerin Im